Glatter Bewilligungsprozess
«Die Gemeinde Trimmis hat auch verstanden, was wir damit wollen und weshalb wir es so machen», so Joel Jakob. «Da war von den Behörden und der Denkmalpflege sofort das Verständnis da, denn vom Ortsbild her ist es schön, den Stall zu erhalten. Ein Projekt wie dieses, das die Substanz erhalten will, macht vieles einfacher. Es waren einerseits alte Gebäude da, wo man noch wenig gemacht hatte, und es entsteht jetzt eine neue gebaute Substanz, die sich aber einpasst.» Konkret bedeutet das: Die Natursteinmauern sollten bleiben, die Holzstruktur ebenfalls und die Tragstruktur sollte sichtbar bleiben. Die Konsequenz aus diesem Vorgehen, so Annigna Scharplatz: «Der Ingenieur musste vieles vor Ort abschätzen und jedes Bauteil musste für sich angeschaut und analysiert werden.» Das Ateliergeschoss zuoberst im Wohnhaus ist viel höher als die anderen Räume dieses Hauses. Weil aber die Tragkonstruktion des Stalles übernommen werden konnte, liess das Verhältnis der Raumhöhen in beiden Gebäuden eine schöne Entwicklung zu.
Allerdings musste man im Stall dafür einiges verstärken. Die Balkenabstände betragen dort 1,10 m – normal wären es bloss 60 cm – deshalb entschied man sich aus statischen Gründen für 3 cm dicke Dreischichtplatten, baute zwei neue Stützen ein und fertigte auch die Buge an den Stützen neu, statisch wurde also ein enormer Aufwand betrieben. Die Sparren am Dach, so Scharplatz, sollten verkleidet werden. «Das Dach ist neu – allerdings wurde es mit alten Biberschwanzziegeln gedeckt.» Für 90 Prozent des Dachs konnten die bestehenden Ziegel verwendet werden, der Stall – also der neue Arbeitsort des Architekturbüros – bekam eine Blechdacheindeckung. «Da die Sparren des Daches noch gut in Schuss waren, wurden sie belassen und gebürstet. Obendrauf kam eine schwarze Täferverkleidung, auf die Sparren sowie in der Dämmebene kam noch einmal eine Sparrenlage, um diese zu verstärken. Auf Stallseite besteht das Dach nur aus Sparren, Lattung und Ziegeln.»
Die geringeren Raumhöhen im Wohnhaus machen das Wohnen dort behaglich. Dies wird unterstützt durch viel Holz beim Ausbau. «Vorher wohnte eine einzelne Person drin», erinnert sich Joel Jakob. «Oben war nur eine Hängematte im Dachstuhl gespannt.» Dieses Platzgefühl sollte erhalten bleiben, der Estrich wurde zum Atelier. «Mit der Bauherrschaft kamen wir oben wieder zu diesem offenen Raum – der flexibel nutzbar wird, es soll ein Nähatelier geben, der Raum soll auch fürs Homeoffice nutzbar sein.» So schliesst sich auch da wieder der Kreis von Arbeitsraum einst zu Arbeitsraum heute. «Das Büro ist das erste Projekt in dieser Grösse, das ich umsetzen darf», sagt Jakob. «Lorenzo Lazzarini und ich kennen uns vom Studium. Ich arbeitete früher bei Robert Albertin, dann kamen die ersten Projekte, wo wir mit Entwerfen begannen. Durch das gemeinsame Studium entwickelte sich eine Freundschaft.» Das prägt bis heute die Art, wie bei OG 27 zusammengearbeitet wird. «Wir setzen uns an einen Tisch, kritisieren die Projekte gemeinsam, es entstehen Gespräche auf einer Ebene. Gemeinsam zu entwickeln macht die Arbeit extrem spannend, gerade bei diesem Projekt, wo der Austausch mit der Bauherrschaft direkt über uns läuft.»