Zu einer Zeit als noch nicht Lastwagenkolonnen, sondern Saumtiere alles Material über die Alpen brachten, war für fast alle Baumeister klar, dass sie sich mit jenen Baumaterialien begnügten, die vor Ort verfügbar waren. So deckte man vielerorts die Ställe und Häuser mit einem gut spaltbaren Stein wie dem San Bernardino Silber ein. Dieser ist heute ein beliebter Stein für den Gartenbau, Pflästerungen, Dächer, aber auch für die moderne Innenarchitektur, während der Andeer Granit mit seiner grünen Färbung beliebt ist, um Akzente zu setzen. Allerdings sind es teilweise viel speziellere Eigenschaften, welche Steine aus Graubünden am Bau beweisen dürfen. Eine davon zeigen die Stelen, mit denen Küchel Architects das Cinema Scala in St. Moritz aussen verzierten. Das sanfte Grün passt nicht nur perfekt zum Gold der Roaring Twenties, in deren Stil das Kino ausgestattet ist. Nein, der Stein ist vor allem deswegen ideal für diese Aufgabe, weil sich aus ihm über drei Meter lange Stelen schneiden lassen. So verbinden sich Eigenschaft und Farbe zum städtebaulichen Akzent im Tourismusort der Reichen und Schönen.
Chur – eine Hauptstadt aus Steinen
Älter als St. Moritz ist die Stadt Chur, deren Grundmauern auf römischen Siedlungsresten stehen. Ihr Stadtingenieur Roland Arpagaus kennt sich mit den städtebaulichen Vorteilen von Naturstein aus, auch mit jenen für die heutige Zeit: «Mit Natursteinen kann die Gestaltung und räumliche Ausbildung von Plätzen und Verkehrswegen stark aufgewertet werden. Kombiniert mit chaussierten Flächen und Baumgruppen wird die Aufenthaltsqualität stark aufgewertet. In der heutigen Zeit der Erhitzung der Städte spielt die Kombination mit Versickerung des Oberflächenwassers mit Natursteinplatten/Pflästerungen eingesandet oder chaussierten Flächen eine wichtige Rolle, um das Stadtklima als Ganzes mit weniger versiegelten Böden zu betrachten. Natursteine sind langlebig und auf die Lebenszeit betrachtet sehr wirtschaftlich, im Speziellen, wenn die Natursteinplatten oder Natursteinpflästerungen eingesandet sind. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Brunnen in Chur, die zumeist aus Bündner Naturstein hergestellt wurden und die viele Plätze aufwerten.» Zusätzlich zur Qualität sieht Arpagaus auch das bestehende Know-how als Vorteil: «Wir haben das Glück, in Graubünden und angrenzenden Gebieten geeignete Steinbrüche und in Chur diverse Steinmetze als Berater zu haben. Das Handwerk ist in der Region somit vorhanden.»
Entsprechend ist die älteste Stadt der Schweiz heute von Natursteinen geprägt und sie werden – wo immer möglich – auch eingesetzt. «Chur hat Bündner Natursteine an der ganzen Bahnhofstrasse und Steinbockstrasse angewendet und dort Andeer Granit (Orthogneis) in verschiedenen Plattengrössen eingebaut», unterstreicht Roland Arpagaus. «Neu haben wir an der Bodmerstrasse und beim Verbindungsweg Gürtelstrasse zur Daleustrasse Natursteinplatten eingesandet aus San Bernardino Silber (Paragneis) angewendet. Bei letzterem wurden bei der angrenzenden neuen Überbauung Titt durch den Architekten die Aussenflächen ebenfalls grossflächig mit eingesandeten Pflästerungen aus San Bernardino Silber erstellt.» Dabei ist neben den Qualitätsmerkmalen auch die Graue Energie mitentscheidend, je kürzer die Transportwege, desto weniger Graue Energie steckt im Stein. «Wir haben das Glück, Bündner Natursteine in hoher Qualität und Farbenauswahl in der Nähe zu haben mit kurzen Verkehrswegen und kurzen Lieferfristen. Plätze haben durch die Natursteine eine gestalterische Wirkung, welche die Aufenthaltsqualität stark aufwertet wie beim Vorplatz Kunstmuseum aus San Bernardino Silber oder beim Forum GKB an der Engadinstrasse mit Valser Naturstein. Eine grosse Wirkung haben natürlich regionale Natursteine bei Natursteintrockenmauern, die auch einen ökologisch wichtigen Beitrag leisten als Lebensräume für Kleintiere und wieder vermehrt zur Anwendung kommen.»