Nachhaltigkeit – die fünf zentralen Themenfelder
Das heute gängige Drei-Säulen-Modell zur Definition von Nachhaltigkeit basiert auf ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten, die sich aber überschneiden. Für die alltägliche Praxis hat Prof. Dietrich Schwarz, Architekt ETH/SIA, Mitglied im Vorstand von MINERGIE, fünf Bedürfnisthemen definiert.
Ressourcen und Energie
Das älteste Thema der Nachhaltigkeitsdebatte trat mit der Ölkrise der 1970er Jahre auf. Ressourcen sind endlich, der Verbrauch fossiler Energie wirkt sich aufs Klima aus. Das führt zur Suche nach erneuerbaren Energien und zur Forderung nach Sparsamkeit und Effizienz beim Bauen und Betreiben von Gebäuden.
Raum und Mobilität
Raum ist in der Schweiz die wertvollste Ressource. Die Revision des Raumplanungsgesetzes friert die Siedlungsfläche der Schweiz ein. Das verlangt einen neuen Umgang mit dem Raum. Zudem können sowohl die Landschaft wie die Metropolitanräume nur dank effizienter Verkehrserschliessung überleben.
Gesundheit und Wohlbefinden
Mit nachhaltig und regional produzierten Lebensmitteln lässt sich dem ungesunden Trend zur industrialisierten Nahrung entgegenwirken. Dazu braucht die Landwirtschaft Land. Nachhaltiges Bauen will trotz Energieeinsparung einen Wohnkomfort schaffen, der das Wohlbefinden steigert.
Demografie und Solidarität
Die Überalterung der Gesellschaft schreitet weiter. Das macht Fragen zur Pflegefinanzierung, zum altersgerechten Wohnraum, aber auch zum generationenübergreifenden Wohnen immer dringlicher. Im Zusammenhang mit der Migration gilt es zu fragen: Wie kann Architektur verschiedene Kulturen zusammenbringen?
Tragbarkeit und Werterhalt
Dieses Thema betrifft direkt die Ökonomie und fragt: Welche Massnahmen sind für einen Bauherrn, ein Unternehmen oder eine Volkswirtschaft tragbar? Um die Forderungen nach Energieeffizienz und Gebäudehülle umzusetzen, braucht es den vorausschauenden und sparsamen Umgang mit Investitionen und anstelle von (Ersatz-)Neubau tragbare Totalsanierungen. Langlebigkeit und Wiederverwendbarkeit sind zentral. Ebenso eine Architektursprache, die an die Bautradition anknüpft und mit ihren Formen Identität stiftet.